Beim zweiten Mal wird alles besser
Der Weg zum eigenen Heim verläuft nicht immer geradlinig; manchmal wird das Ziel erst über Umwege erreicht, wie in diesem Fall. Die Familie besitzt ein sonniges Grundstück im Ortskern, auf dem sie Ihr Haus bauen möchte. Der Bauplan ist bereits eingereicht und genehmigt und die Bauwilligen sind auf der Suche nach einem ausführenden Betrieb. Mit der Planrolle unter dem Arm kamen sie zu unserem Infostand auf der Innsbrucker Baumesse. Im Gespräch fanden wir bald heraus, dass ihre Wünsche und Vorstellungen in der bisherigen Planung kaum berücksichtigt wurden. Wir stellten sie vor die Frage, ob sie mit diesem Entwurf wirklich glücklich sind oder ob es nicht besser wäre, das Bauvorhaben zu verschieben und das Haus nochmals um zu planen.
Neuplanung
Nach einer intensiven Diskussion entschieden sich die Bauherren für einen zweiten Versuch. Anstatt die bereits vorhandenen Pläne zu überarbeiten, präsentierten wir eine komplett neue Lösung, die dem Wunsch nach offenem Wohnen bei gleichzeitiger Privatsphäre voll und ganz entsprach. Unser Vorschlag gefiel auf Anhieb und der alte Plan – mit rechteckigem Wohnbereich und großen Fensterfronten zur Straße – wurde endgültig ad acta gelegt.
Zwei Jahre später zog die Familie in dem eleganten, energieeffizienten und dank Atriumlösung atemberaubend offenen Haus ein. Die Begeisterung über die unterschiedlich hohen Räume, das gesunde Wohnklima und die perfekte Einteilung der drei Ebenen ist bis heute groß.
Atriumhaus
Das weiß verputzte Haus überrascht mit immer neuen Ansichten. Es gliedert sich in zwei massive Baukörper, die durch einen transparenten Kubus und ein Atrium getrennt werden. Die raffinierte Anordnung des Bauvolumens lässt interessante Raumsituationen zu. Sichtachsen und Blickbeziehungen durch das Atrium durch, vergrößern das Haus optisch ungemein. Trotz offener Wohnsituation ergeben sich links und rechts intime Bereiche. Vor allem war es auf diese Weise möglich, große Glasfronten einzusetzen, ohne dass man sich – wie in einem Glashaus – ständig von der Straße aus beobachtet fühlt.
Zugänge, Durchgänge, Ausgänge
Sehr viel Konzept steckt auch in der Planung der Erschließung. Das Haus greift den Niveauunterschied des Grundstücks auf und hat im Erdgeschoß unterschiedliche Ebenen. Garage und Eingangsbereich liegen im Split-Level fünf Stufen tiefer als der restliche Wohnraum, wodurch teilweise eine Raumhöhe von 3,70 m entsteht. Wenn man das Haus betritt, hat man einen echten Wow-Effekt. Der transparente Mitteltrakt des Hauses dient in jedem Geschoß als zentrale Gangfläche. Von hier aus kommt man auf kürzestem Weg überall hin. Ein separater Eingang führt in die multifunktionelle Speisekammer neben der Küche, was die Anlieferung von Einkäufen und den Abtransport von Müll angenehm verkürzt.
Grundriss in zwei Teilen
Der Koch- und Essbereich bildet eine eigene Einheit, ohne auf die optischen Vorzüge des offenen Wohnens zu verzichten. Ein Bodenfenster hinter der Kochinsel spendet Licht, schützt vor neugierigen Blicken und wird vom kleinen Sohn und dem Hund bevorzugt als Aussichtsplatz genützt. Durch raumhohe Schiebetüren gelangt man auf die windgeschützte Südterrasse im Atrium. Das Wohnzimmer im anderen Quader besticht, wie alle Räume, durch seine raffinierte indirekte Beleuchtung und die in den Wänden versenkten Schränke, die viel Stauraum bieten, aber nur wenig Platz wegnehmen. Einen weiteren Eyecatcher entdeckt der Besucher auf dem Weg ins Obergeschoß. Ein gewebtes Edelstahlnetz dient neben der Eichenholztreppe als Absturzsicherung.
Auch im oberen Stockwerk wird die Teilung der Baukörper nach Funktionen konsequent weitergeführt: rechts der Kinder- und Bürotrakt mit Balkon und links der großzügige Schlaf-, Bade- und Wellnessbereich der Eltern. Alle Fensterbänder werden durch ein Vordach vor Witterung geschützt. Direkt über der Badewanne sorgt ein großes Dachfenster für Entspannung mit Blick auf den Sternenhimmel.
Architektur und Fachplaner
Planung der Architektur |
Melis + Melis Architekturbüro |
Entwurfs- und Eingabeplanung |
Melis + Melis Architekturbüro |
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Polier- und Detailplanung |
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Passivhaus-Consulting |
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Passivhaus-Zertifizierung |
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Passivhaus-Qualtitätssicherung |
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Details zum Projekt
Baujahr |
2008 |
Wohnnutzfläche |
182 m2 |
Anzahl der Bewohner |
3 |
Heizwärmebedarf |
21 kWh/m2a |
Energieausweis |
ja |
Heizsystem |
Stiebel Eltron LWZ 303 Sol |
Wärmeverteilung |
Fußbodenheizung |
Komfortlüftung |
ja |
Blower-Door Ergebnis |
0,45/h |
Bauweise |
Holzriegelbauweise |
Fassade |
Mineralwolle WDVS |
Regenerative Energie |
Solar |
Spatenstich |
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Bauzeit |
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Einzug |
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Fotos |
Die Fotografen |
Besondere Auszeichnungen
Das Einfamilienhaus in Oberhofen von Melis + Melis wurde veröffentlicht in folgenden Printmedien:
- Architektur Report (2008)
- Mein Wohntraum (Titelblatt - Oktober 2008)
- Trend (April 2009)
- Tiroler Tageszeitung (Mai 2009)
- Econova Spezial, Architektur nullneun (Mai 2009)
- Tirolerin (Juli/August 2010)
- Passivhaus Magazin (2012)
- Passivhaus+ (Titelblatt - 2012)
- Immo Tirol (Titelblatt - 2012)